Der freie Finanzberater André Gaufer hat bisher zur nahenden ESG-Beratungspflicht noch nicht viel gehört, ist aber keineswegs verschreckt. „Diese Verpflichtung ist sinnvoll. Allein durch die Frage erreichen Sie, dass Menschen einmal über das Thema nachdenken.“ Er geht bei seinen (potenziellen) Kunden so vor: Zuerst eruiert er routinemäßig, was sie mit ihrer Geldanlage erreichen wollen, worauf sie Wert legen, was ihr Motiv ist. Sobald das geklärt ist, fragt er: „Haben Sie sich mit Nachhaltigkeit oder grünen Investments schon einmal beschäftigt?“ Ein Drittel der Anleger sage ja, zwei Drittel verneinten. Wenn er dann nachhake, würden alle mehr dazu wissen wollen. Gaufer bindet das in die Beratung zu Rendite-Risiko-Profilen ein. „Wenn man mit Menschen über Risiken und ihre Risikobereitschaft redet, dann kann und sollte man sich auch kurz über Nachhaltigkeit unterhalten.“ Wohlgemerkt: Er sagt „kurz“. Länger als zehn bis 20 Minuten dauere das nicht. Der gesunde Menschenverstand rate jedem, mit der Geldanlage nicht etwas zu unterstützen, was Menschen oder Umwelt schade.
Das Interview wurde von Susanne Bergius geführt.