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Social Commerce auf dem Vormarsch – TikTok Shop startet durch
Das Online-Shopping steht vor seiner größten Veränderung seit dem Start von Amazon. Nur ein halbes Jahr nach dem Deutschland-Start hat sich TikTok Shop als ernstzunehmender Player etabliert. Laut NIQ Digital Purchases hat bereits jeder zehnte deutsche Online-Shopper über die Videoplattform eingekauft (Stand: Herbst 2025).
Damit belegt TikTok Shop Platz 24 der umsatzstärksten Onlinehändler Deutschlands – hochgerechnet über 500 Millionen Euro Jahresumsatz. Das entspricht nahezu dem Niveau von etablierten Marken wie Douglas, Saturn oder Tchibo. Besonders beeindruckend: In Deutschland wächst TikTok Shop schneller als in anderen Märkten. In Spanien, wo der Dienst 16 Wochen früher startete, haben bislang nur fünf Prozent der Onlinekäufer über TikTok eingekauft.
Vom Klick zum Kauf – wie TikTok das Shopping-Erlebnis neu erfindet
Während Amazon auf gezielten Produktsuchen basiert, setzt TikTok auf „Discovery Commerce“: User kaufen Produkte, die sie zufällig entdecken, während sie unterhalten werden. E-Commerce trifft Entertainment – das ist das Erfolgsgeheimnis des Modells.
Statt klassischer Produktseiten führen Creator und Influencer durch den Kaufprozess: 25 Millionen deutsche TikTok-Nutzer können direkt aus Videos oder Livestreams einkaufen, ohne die App zu verlassen. So wird aus einem sozialen Netzwerk eine Verkaufsplattform mit enormer Reichweite – und das in Rekordzeit.
Creator Economy 2.0 – wie Influencer jetzt zu Unternehmern werden
Was früher reine Reichweite war, wird jetzt zum direkten Umsatzkanal. Rund 250.000 Creator sind in Deutschland bereits aktiv – vom Mikro-Influencer mit wenigen Tausend Followern bis zur bekannten Marke. Der Erfolg basiert auf Authentizität: Produkte werden nicht durch Werbung, sondern durch Erlebnisse verkauft. Marken wie Creamy Fabrics, Philips oder Hitschies zeigen, wie gut das funktioniert:
- Philips erzielt über Livestreams Umsätze mit High-End-Geräten (z. B. Haarentfernungsgeräte bis 400 €).
- Hitschies verkaufte in drei Monaten über 29.000 Produkte via Live-Verkauf.
- Creamy Fabrics steigerte durch Creator-Kooperationen den Umsatz wöchentlich um 75 %.
Für Creator eröffnet das neue Geschäftsmodell riesige Chancen: Sie verdienen an Affiliate-Provisionen, Produktmargen oder bauen eigene Marken auf – eine Demokratisierung des Handels, die bislang großen Unternehmen vorbehalten war.
Amazon unter Druck – TikTok greift den E-Commerce-Primus an
Amazon bleibt der unangefochtene Platzhirsch im Onlinehandel. Doch TikTok bricht mit der Logik des Marktplatzmodells. Während Amazon transaktionsgetrieben ist – Kunden wissen, was sie suchen – erfindet TikTok den Impulskauf neu. Das birgt enormes Wachstumspotenzial: Unterhaltung wird zur Verkaufsstrategie, Shopping wird sozial.
Amazon reagiert: Der Konzern testet in den USA Livestream-Features und Creator-Programme, um das Erlebnis zu emotionalisieren. Doch TikTok hat einen entscheidenden Vorteil – Kultur, Content und Community sind bereits nahtlos integriert.
TikTok als globaler E-Commerce-Gigant – mit Rückenwind aus China
TikToks Mutterkonzern Bytedance hat das Modell perfektioniert – allerdings schon auf dem chinesischen Heimatmarkt. Dort läuft das Geschäft über die Schwesterplattform Douyin, die 2024 bereits 490 Milliarden US-Dollar Umsatz im Social-Commerce erzielte.
Das Erfolgsrezept: Bytedance hat über Jahre eine lückenlose Customer Journey entwickelt – vom ersten Impuls bis zum Kaufabschluss. Diese Infrastruktur wird nun international adaptiert, insbesondere in Europa. Damit erlebt Europa erstmals eine vollständige Verschmelzung von Social Media und E-Commerce – etwas, das Facebook, Instagram oder Snapchat nie vollständig erreicht haben.
Wer kauft über TikTok Shop – und warum das Investoren interessieren sollte
Die Käuferbasis ist breiter als erwartet: Zwar gehören 34 % der Käufer zur Generation Z (geboren ab 1996), aber 33 % zur Generation X (Jahrgänge 1965–1979). Noch deutlicher wird der Unterschied beim Umsatz:
- 36 % des Umsatzes stammen von der Generation X (46–60 Jahre),
- 32 % von der Generation Z (bis 29 Jahre).
TikTok Shop erreicht damit eine breite, kaufkräftige Zielgruppe. Das jährliche Einkaufsvolumen liegt im Schnitt bei 2.675 € pro Kunde – rund 30 % mehr als der Durchschnitt deutscher Online-Shopper.
Für Anleger bedeutet das: Der Social-Commerce-Markt wächst dynamischer als der klassische Onlinehandel. Unternehmen wie Bytedance, Alibaba, Tencent oder Meituan werden zu zentralen Profiteuren des neuen Konsumverhaltens – und damit zu attraktiven Investmentzielen. Da Bytedance (TikTok) noch nicht börsennotiert ist, profitieren Investoren indirekt über Fonds mit China-Tech-Fokus oder über Wettbewerber mit Social-Commerce-Modellen.
Fazit: Der Handel der Zukunft ist sozial, interaktiv – und grenzenlos digital
Der E-Commerce der Zukunft ist kein Marktplatz mehr, sondern ein Erlebnisraum. TikTok Shop zeigt, wie Entertainment, Community und Konsum ineinandergreifen. Für Amazon beginnt eine neue Phase des Wettbewerbs – nicht über Preise, sondern über Emotionen.
Für Influencer bedeutet das die Chance, vom Creator zum Unternehmer zu werden. Und für Anleger eröffnet sich ein dynamisch wachsender Markt, der die Grenzen zwischen Technologie, Medien und Handel endgültig auflöst.
Tipp: Social-Commerce-Fonds als Zukunftschance prüfen
Fonds mit Fokus auf E-Commerce, China-Tech oder Digitalisierung können Anlegern Zugang zu diesem Wachstumssegment bieten. Über PROfinance lassen sich Fonds ohne Ausgabeaufschläge erwerben – mit individueller Rückvergütung und professioneller Depotbetreuung.
FAQ – Häufige Fragen zum Social-Commerce-Trend
Kann man direkt in TikTok oder Bytedance investieren?
Nein, Bytedance ist derzeit nicht börsennotiert. Anleger können aber über Fonds mit Fokus auf chinesische Technologieunternehmen indirekt profitieren.
Welche Unternehmen profitieren neben TikTok von Social Commerce?
Neben Bytedance sind vor allem Alibaba (Taobao Live), Pinduoduo, Tencent (WeChat Commerce) und in Europa Meta (Instagram Shopping) aktiv in diesem Segment.
Wie groß ist das Potenzial von Social Commerce weltweit?
Laut eMarketer soll das weltweite Umsatzvolumen im Social Commerce bis 2030 auf über 3 Billionen US-Dollar steigen – das entspricht fast einem Drittel des gesamten Onlinehandels.