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Ein historischer Schritt in der Chip-Industrie
Die einstigen Rivalen Nvidia und Intel verkündeten am 18. September 2025 eine Partnerschaft, die die Machtverhältnisse in der globalen Halbleiterindustrie grundlegend verändern könnte. Jahrzehntelang standen sich die Unternehmen als erbitterte Konkurrenten gegenüber – nun werden sie zu Partnern. Nvidia investiert 5 Milliarden US-Dollar in Intel, erhält die Aktien zu einem Kurs von 23,28 Dollar (6,5 % unter dem letzten Börsenschluss) und vereinbart eine enge Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Chips für Computer und Rechenzentren. Die Zustimmung der Kartellbehörden steht allerdings noch aus.
Technologische Kooperation: GPUs treffen auf CPUs
Die Vereinbarung umfasst zwei Schwerpunkte: Zum einen integriert Intel künftig Nvidias Grafikchips (GPUs) in neue Generationen von PC-Systemen. Diese sind entscheidend für die Entwicklung und den Betrieb von Künstlicher Intelligenz (KI). Zum anderen will Intel konventionelle Prozessoren (CPUs) entwickeln, die direkt mit Nvidias KI-Halbleiterinfrastruktur in Rechenzentren kombiniert werden. Details wie Zeitplan oder Markteinführung blieben bislang offen.
Neue gemeinsame Projekte von Nvidia und Intel
Der Deal bildet die finanzielle Basis für künftige gemeinsame Projekte, die Nvidia und Intel sofort angekündigt haben. Die einstigen Rivalen wollen gemeinsam Chips entwickeln, bei denen die Grafikprozessoren (GPUs) von Nvidia und die CPU-Recheneinheiten von Intel auf einer Platine vereint angeboten werden.
Intel soll sogenannte x86-Server-CPUs bauen, die für den Einsatz in den KI-Supercomputern von Nvidia optimiert sind. Zudem soll Intel künftig Nvidias „NVLink“-Architektur zur Verbindung der Recheneinheiten einsetzen. Die Konzerne planen nach eigener Aussage gleich mehrere Chip-Generationen, einen konkreten Zeitplan für Produkte gibt es aber noch nicht.
Strategische Bedeutung für Intel und die x86-Technologie
Für Intel kommt der Einstieg von Nvidia gerade rechtzeitig – die Zusammenarbeit bei x86-Serverprozessoren könnte den einstigen Pionier vor der Bedeutungslosigkeit im Servermarkt retten. Denn immer mehr große Cloud-Betreiber wie Google und Amazon setzen auf eigene CPUs auf Basis der Technologie des britischen Konkurrenten ARM.
Nvidia wollte ARM einst ebenfalls übernehmen, der Deal scheiterte jedoch am Einspruch der Wettbewerbshüter. Das Engagement bei Intel fällt nun eine Nummer kleiner aus, doch es könnte entscheidend für die Weiterentwicklung der x86-Technik sein.
Chipfertigung: Abhängigkeit von TSMC und mögliche Hebelwirkung
Ob Nvidia künftig auch Intels Chipfabriken in den USA und Europa nutzen möchte, um die eigenen GPUs herzustellen, ist noch unklar. Bislang besitzt Nvidia keine eigenen Fabriken und ist für die Chipproduktion komplett vom taiwanischen Branchenriesen TSMC abhängig. Aktuell kann Intels Auftragsfertigungssparte bei der Chip-Lithografie nicht mithalten – TSMCs Fabriken produzieren effizientere, kleinere Chipstrukturen.
Ob Intels Fabriken die Anforderungen von Nvidia bei der Chipproduktion der neuesten GPU-Generation erfüllen, ist ebenfalls fraglich. Intel selbst musste die Produktion seiner neuesten Chips zu TSMC verlagern, da der neue Fertigungsprozess noch nicht rund läuft.
Nvidia verschafft sich Verhandlungsmacht
Mit dem Intel-Investment hat Nvidia bei Verhandlungen mit TSMC künftig zumindest einen glaubhaften Hebel in der Hand, weil die Amerikaner mit einem Wechsel zu Intels Fabriken drohen können. Das allein dürfte die im Kontext relativ bescheidene Investitionssumme von fünf Milliarden Dollar wettmachen.
Außerdem kann sich Nvidia gegenüber der US-Regierung als Retter der heimischen Chip-Industrie positionieren – ein Vorteil, der bei künftigen Verhandlungen über Exportgenehmigungen und Zölle von großem Nutzen sein könnte.
Politik und Produktionsfragen im Fokus
Besondere Aufmerksamkeit galt der Frage, ob Nvidia seine Chipproduktion künftig teilweise von TSMC in Taiwan zu Intel verlagern könnte. Schließlich ist es ein zentrales Ziel von US-Präsident Donald Trump, wieder mehr Halbleiterfabriken in die USA zu holen. Trump hatte zudem erst kürzlich eine weitreichende staatliche Beteiligung an Intel ausgehandelt.
Sowohl Intel-Chef Lip-Bu Tan als auch Nvidia-Gründer Jensen Huang betonten jedoch, dass die US-Regierung und der Konflikt mit China für ihre Entscheidung keine Rolle gespielt hätten. „Die Trump-Regierung war an dieser Partnerschaft in keiner Weise beteiligt“, so Huang. Auch sei die Chipfertigung Intels derzeit nicht ausschlaggebend: „Nvidia und Intel sind beide erfolgreiche Kunden von TSMC. Die Magie von TSMC kann man gar nicht hoch genug einschätzen.“
Intels Foundry und die Konkurrenz zu TSMC und Samsung
Intel hat seine eigene Chipfertigung in eine Einheit namens Foundry ausgelagert. Damit tritt der Konzern in direkte Konkurrenz zu TSMC und Samsung, den dominierenden Auftragsfertigern. Ob Intels Foundry-Geschäft erfolgreich sein wird, hängt stark davon ab, ob es gelingt, „signifikante externe Kunden“ zu gewinnen. Die Partnerschaft mit Nvidia könnte ein entscheidender Schritt in diese Richtung sein.
Reaktionen der Finanzmärkte
An der Wall Street wurde die Nachricht mit Begeisterung aufgenommen: Die Intel-Aktie sprang am 18. September 2025 um knapp 23 % auf über 30 Dollar, während die Nvidia-Aktie immerhin um 3,5 % zulegte. Für Intel-Anleger war dies die stärkste Kursreaktion seit Jahren – ein dringend benötigtes Signal der Hoffnung.
Die neuen Kräfteverhältnisse in der Halbleiterbranche
Die Kooperation verdeutlicht den tiefgreifenden Wandel in der Chip-Industrie. Nvidia, lange ein Nischenanbieter für Grafikkarten, ist dank seiner Rolle im KI-Boom heute der weltweit wertvollste Konzern. Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz um 55 % auf rund 47 Milliarden Euro. Intel hingegen kämpft mit stagnierendem Umsatz (13 Milliarden Dollar) und hohen Verlusten. Klassische Prozessoren verkaufen sich schlechter, konkurrenzfähige KI-Produkte fehlen – dazu kommen seit Monaten Produktionsprobleme.
Führungskrise bei Intel
Auch die Unternehmensführung steht unter Druck. Ende 2024 entließ der Verwaltungsrat Pat Gelsinger, weil die Neuausrichtung zu schleppend verlief. Nachfolger Lip-Bu Tan geriet ebenfalls in die Schlagzeilen, als Präsident Trump wegen seiner Verbindungen nach China öffentlich seinen Rücktritt forderte. Diese Unsicherheiten haben das Vertrauen in die Unternehmensführung weiter geschwächt.
Intels Finanzprobleme und staatliche Hilfe
Der Chip-Pionier leidet unter hoher Verschuldung und einem Aktienkurs, der Anfang 2025 ein Zehn-Jahres-Tief erreichte. Viele Analysten sahen Intel bereits als Übernahmekandidaten. Um die dringend benötigte Neuausrichtung zu finanzieren, sucht das Management gezielt nach Investoren. Im Rahmen einer Einigung zwischen Tan und Trump soll der US-Staat künftig zehn Prozent an Intel übernehmen – ein historisch einmaliger Schritt.
Bedeutung für die globale Chip-Industrie
Die Allianz zwischen Intel und Nvidia ist nicht nur ein Unternehmensdeal, sondern ein Signal für die gesamte Branche. Sie zeigt, dass traditionelle Rivalitäten angesichts neuer Technologien und geopolitischer Spannungen zurückgestellt werden. Während Nvidia seine Vormachtstellung in der KI stärkt, versucht Intel, mit Hilfe von Investoren und Partnern den Anschluss nicht zu verlieren.
Fazit: Ein Deal mit weitreichender Symbolkraft
Die Partnerschaft zwischen Nvidia und Intel markiert einen Wendepunkt in der Halbleiterbranche. Für Nvidia ist sie ein zusätzlicher Wachstumstreiber. Für Intel bedeutet sie die Chance, Vertrauen zurückzugewinnen und das Fundament für die Zukunft zu legen – auch wenn die Herausforderungen groß bleiben. Ob die Allianz Früchte trägt, hängt davon ab, ob Intel seine Produktionsprobleme in den Griff bekommt und die gemeinsamen KI-Chips erfolgreich am Markt platziert werden können.
Tipp: Entwicklungen an den Märkten beobachten
Die Allianz von Nvidia und Intel zeigt, wie schnell sich die Kräfteverhältnisse in der Halbleiterbranche verschieben können. Anleger sollten neben technologischen Trends auch politische Entscheidungen und Marktdynamiken im Blick behalten. Ein wachsames Auge auf Quartalszahlen und strategische Investitionen hilft, Chancen frühzeitig zu erkennen.
FAQs – Häufige Fragen zur Nvidia–Intel-Allianz
Warum investiert Nvidia 5 Milliarden US-Dollar in Intel?
Mit der Beteiligung will Nvidia die Partnerschaft stärken und Synergien nutzen. Gemeinsame Chipentwicklungen sollen beiden Unternehmen Vorteile im KI-Markt verschaffen.
Bedeutet die Kooperation, dass Nvidia künftig bei Intel produzieren lässt?
Nein, derzeit nicht. Nvidia setzt weiterhin auf TSMC in Taiwan. Intel könnte langfristig aber als zusätzlicher Fertigungspartner interessant werden.
Welche Folgen hat die Allianz für Anleger?
Kurzfristig reagierten die Aktienkurse positiv: Intel stieg um über 20 %, Nvidia um 3,5 %. Langfristig hängt der Erfolg davon ab, ob die neuen Produkte marktfähig werden und Intel seine strukturellen Probleme löst.