Wero vs. PayPal: Europas Antwort im Zahlungsverkehr – günstiger, schneller, souveräner

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Digitaler Umbruch im Zahlungsverkehr: Was Wero für Banken, Händler und Verbraucher bedeutet

Wer noch 2025 im Internet nach Wero suchte, stieß zunächst auf eine Website für Erste-Hilfe-Produkte statt auf digitale Wallets. Inzwischen hat sich das Bild komplett gewandelt: Wero, der neue PayPal-Herausforderer, boomt und rangiert bei Google ganz oben. Das Timing könnte günstiger kaum sein – während PayPal durch Sicherheitsprobleme Schlagzeilen macht. Zuerst tauchten angeblich Millionen Zugangsdaten im Netz auf, dann mussten deutsche Banken Milliarden an Überweisungen blockieren, weil ein Kontrollsystem ausgefallen war. Banken sind verärgert, die Konkurrenz wittert ihre Chance.

Rasanter Kundenzuwachs

Die Anzahl der Transaktionen und Nutzer bei Wero hat sich in den vergangenen Wochen verdoppelt. Bereits heute nutzen rund 2 Millionen Deutsche die App, europaweit sind es laut EPI etwa 40 Millionen. Möglich wird das, weil Wero direkt in die Banking-Apps von Sparkassen, Volksbanken, Großbanken und Neobrokern integriert ist. Nur Commerzbank und N26 halten sich bisher zurück.

Wie funktioniert Wero?

Seit 2024 können Nutzer in Deutschland, Frankreich und Belgien P2P-Überweisungen in Echtzeit durchführen. Die Registrierung dauert kaum eine Minute, die App läuft als Erweiterung der bestehenden Banking-App. Ab Oktober 2025 soll Wero auch im Onlinehandel nutzbar sein – dem wichtigsten Schlachtfeld, wo PayPal bislang dominiert.

Ein Kulturkampf im Zahlungsverkehr

Was wie ein technisches Detail wirkt, ist Teil eines größeren geopolitischen Spiels. Während die USA militärische und ökonomische Stärke ausspielen und Silicon Valley Datenmonopole aufbaut, sucht Europa seine strategische Autonomie. 60 % der globalen Währungsreserven werden in US-Dollar gehalten, zentrale Finanzinstitutionen arbeiten überwiegend mit amerikanischen Systemen. Die Abhängigkeit macht Europa verwundbar – genau hier setzt Wero an.

Europa im Zahlungsverkehr: Ein Machtkampf mit den USA

Das Thema Zahlungsverkehr mag auf den ersten Blick unspektakulär wirken, tatsächlich steckt es jedoch im Zentrum eines wirtschaftlichen und geopolitischen Machtkampfs. Während Europa oft als überreguliert, techniklahm und politisch geschwächt wahrgenommen wird, setzen die USA ihre militärische, wirtschaftliche und technologische Dominanz immer offensiver ein.

Besonders deutlich zeigt sich diese Macht im Zahlungsverkehr:

  • 60 % der weltweiten Währungsreserven werden in US-Dollar gehalten.
  • Ein Großteil des internationalen Handels, von Aktien bis Anleihen und IWF-Krediten, läuft über den „Greenback“.
  • Kreditkartenriesen wie Visa und Mastercard sowie Zahlungsabwickler wie PayPal kontrollieren gewaltige Datenmengen – sie wissen, wer wo was kauft.
  • Ein Abklemmen einzelner Staaten vom Finanzsystem – etwa über Swift – könnte Volkswirtschaften im Handstreich lahmlegen. Diese Abhängigkeit macht Europa verwundbar und erpressbar.

Genau deshalb gründeten europäische Banken 2020 die European Payments Initiative (EPI). Doch erst mit der Politik Donald Trumps – geprägt von nationalistischen „America First“-Ideen – ist der Widerstandsgeist in Europa wirklich erwacht. Mit Wero sucht der Kontinent nun seinen „Airbus-Moment“: eine Erfolgsgeschichte, die Europas strategische Autonomie im Zahlungsverkehr sichern soll.

Europäische Initiativen: Wero und digitaler Euro

Die European Payments Initiative (EPI) wurde 2020 gegründet, um die Abhängigkeit von US-Konzernen zu verringern. Wero ist ihr erstes marktreifes Produkt. Ergänzt werden soll es durch den digitalen Euro, der ab 2028 Bargeld und Münzen ergänzen wird. Ziel ist, dass Zentralbankgeld auch digital verfügbar bleibt.

Die Rolle der Regulierung

Die EU treibt das Projekt mit der Instant-Payment-Verordnung voran. Seit Januar 2025 müssen Banken Echtzeitüberweisungen empfangen, ab Oktober 2025 auch senden – ohne Zusatzkosten. Damit wächst der Druck auf US-Dienstleister und Kartengesellschaften.

Gebühren: Weros größter Vorteil?

PayPal verlangt beim Verkauf 2,49 % plus 0,35 Euro Fixgebühr. Visa und Mastercard liegen bei 1,5–3 %. Wero hingegen soll mit Gebühren von rund 0,77 % für Händler auskommen. Zwar wird es keinen einheitlichen Tarif geben – Händlergröße und Zahlungsdienstleister spielen eine Rolle –, aber die Chancen auf Preiskampf stehen gut. Europas Händler fordern seit Jahren eine Begrenzung der Kartengebühren.

Das Henne-Ei-Problem

Dennoch bleibt die Frage: Wird Wero akzeptiert, wenn Händler nicht genügend Kunden sehen – und umgekehrt? Payment-Experten betonen, dass es Bonusprogramme und Anreize für beide Seiten braucht. Ohne Masse keine Akzeptanz – und ohne Akzeptanz keine Masse.

Warum Wero bessere Chancen hat als Paydirekt

Deutschlands Versuch mit Paydirekt scheiterte: technische Probleme, fehlende Einheitlichkeit, kaum Akzeptanz im Handel. 2022 ging Paydirekt in Giropay auf – ein Nischenprodukt. Wero dagegen setzt auf grenzüberschreitende Funktionalität und bindet nationale Marktführer ein. Ab 2026 wird etwa das niederländische iDEAL, das dort 70 % Marktanteil hat, in Wero aufgehen.

Digitaler Euro – Chancen und Zweifel

Die EZB plant, den digitalen Euro bis Ende 2028 einzuführen. Kostenpunkt: 2,8 bis 5,4 Milliarden Euro. Ziel ist es, Bargeld im digitalen Raum zu ersetzen und die Abhängigkeit von US-Systemen zu verringern. Doch Kritiker zweifeln: Wer braucht ihn, wenn es Bargeld, Kreditkarten und Wero gibt? Die Diskussion erinnert an die Einführung des Airbus – ein Versuch, europäische Souveränität zu sichern.

Seigniorage als Finanzierungsmodell

Die Kosten sollen durch die sogenannte Seigniorage gedeckt werden – den Gewinn, den Zentralbanken erzielen, weil Produktionskosten von Banknoten weit unter deren Nennwert liegen. Je mehr digitales Zentralbankgeld im Umlauf ist, desto größer ist der Gewinn, der an die Staaten zurückfließt.

Globale Perspektive

Europa ist nicht allein: Laut einer Umfrage der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) arbeiten 85 von 93 Zentralbanken an digitalem Zentralbankgeld. Die Bahamas, Nigeria und Jamaika haben es bereits eingeführt. El Salvador machte Bitcoin 2021 zum offiziellen Zahlungsmittel – und schaffte dies 2025 unter IWF-Druck wieder ab.

USA: Stablecoins statt digitalem Dollar

Die USA gehen einen anderen Weg. Die Fed verabschiedete sich von der Idee eines digitalen Dollars. Stattdessen setzen Regierung und Investoren auf Stablecoins, die an US-Staatsanleihen gekoppelt sind. Sie sollen Nachfrage nach amerikanischen Schuldpapieren sichern und geopolitische Macht stärken.

Fazit: Europas Befreiungsschlag?

Wero könnte zum Wendepunkt im europäischen Zahlungsverkehr werden – wenn es gelingt, Händler und Kunden gleichermaßen zu gewinnen. Der Vorteil günstiger Gebühren und die Unterstützung durch die EU schaffen eine solide Basis. Doch ob Europa diesmal den Airbus-Moment im Finanzsektor erreicht, bleibt offen.

Tipp: Chancen und Risiken abwägen

Für Verbraucher ist Wero eine spannende Alternative mit Potenzial für niedrigere Gebühren und höhere Sicherheit. Händler könnten profitieren, wenn sich die Kosten dauerhaft unter PayPal und Mastercard einpendeln. Beobachter sollten aber bedenken: Der Wettbewerb im Zahlungsverkehr bleibt hart – und Innovationen brauchen Zeit, bis sie sich durchsetzen.

FAQ – Häufige Fragen zu Wero und den Zahlungssystemen

Was ist Wero?
Wero ist eine neue europäische Payment-App, entwickelt von der European Payments Initiative, die Echtzeitüberweisungen ermöglicht und ab Oktober 2025 auch im Onlinehandel einsetzbar sein soll.

Wie unterscheidet sich Wero von PayPal?
PayPal ist ein US-Unternehmen mit hohen Gebühren und globaler Reichweite. Wero bietet niedrigere Gebühren, Integration in Banking-Apps und europäische Datenhoheit.

Welche Rolle spielt der digitale Euro?
Der digitale Euro soll ab 2028 Bargeld ergänzen und Europas Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr stärken. Er ist eine politische Ergänzung zu privatwirtschaftlichen Lösungen wie Wero.

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