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Wohnbarometer Q4/2024: Miet- und Kaufpreis-Trends in Deutschland
Das Wohnbarometer des Immobilienportals Immoscout24, veröffentlicht am 9. Januar 2025, beleuchtet die Entwicklungen auf dem deutschen Wohnungsmarkt im vierten Quartal 2024. Die Analyse umfasst sowohl Miet- als auch Kaufpreise in ganz Deutschland, mit besonderem Fokus auf die wichtigsten Metropolen. Welche Städte verzeichnen die stärksten Anstiege? Und wo müssen Käufer bereits mit höheren Angebotspreisen rechnen? Das Wohnbarometer liefert Einblicke in die Herausforderungen und Chancen für Mieter und Käufer.
Mietpreise: Starke Anstiege in deutschen Großstädten
In den letzten Monaten des Jahres 2024 erlebten mehrere deutsche Großstädte erhebliche Mietsteigerungen, insbesondere im Neubausegment. In Köln stiegen die Mietpreise um 11,1 Prozent, in Stuttgart um 11,7 Prozent und in Leipzig sogar um beeindruckende 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auch in Hamburg und Düsseldorf lagen die Zuwächse mit 8,8 Prozent auf hohem Niveau, während Berlin mit einem Plus von 3,0 Prozent zur zweitteuersten Stadt nach München aufstieg. Anders sieht es im Bestand aus: Hier blieb die Preisentwicklung bundesweit gemäßigter, mit einem Durchschnittspreis von 8,57 Euro pro Quadratmeter und einem Anstieg von nur 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.
Kaufpreise: Regional unterschiedliche Entwicklungen
Die Kaufpreise für Wohnimmobilien zeigten im vierten Quartal 2024 ein gemischtes Bild. Während bundesweit ein leichter Rückgang bei den Neubauangebotspreisen um 2,6 Prozent zu verzeichnen war, entwickelten sich die Bestandsimmobilien unterschiedlich.
In Städten wie Hamburg und Stuttgart lagen die Bestandskaufpreise 3,3 beziehungsweise 4,2 Prozent über den Vorjahreswerten. In München stiegen die Preise um 1,4 Prozent, wobei der Quadratmeterpreis nahe der 8500-Euro-Marke liegt. Interessant ist, dass Städte wie Frankfurt und Düsseldorf im Vergleich zum Vorjahr stabile oder leicht rückläufige Preise verzeichneten, insbesondere im Neubausegment.
Nachfrageboom bei Wohnimmobilien: Rekordwerte in den Metropolen
Die Nachfrage nach Wohnimmobilien hat in Deutschland im vierten Quartal 2024 ein neues Rekordniveau erreicht. Besonders in Metropolen und Großstädten übertrifft sie sogar das Niveau der Niedrigzinsphase Anfang 2021. Der Wunsch nach einer eigenen Immobilie ist weitverbreitet – sei es zur Eigennutzung oder als Kapitalanlage.
Politische Maßnahmen könnten diese Entwicklung fördern: In anderen europäischen Ländern werden Erstkäufer und Eigennutzer durch staatliche Anreize unterstützt. Eine ähnliche Politik in Deutschland könnte dazu beitragen, den Traum vom Eigenheim für mehr Menschen realisierbar zu machen.
Herausforderung Leerstand: Deutschlands Innenstadtkrise
Ein weiteres zentrales Thema ist die Krise in deutschen Innenstädten. In den letzten zehn Jahren mussten laut dem Handelsbranchenverband HDE jährlich rund 6600 Läden schließen. Diese Entwicklung trifft nicht nur kleine Boutiquen, sondern auch große Marken wie Esprit und Görtz, die 2024 komplett aus den Innenstädten verschwunden sind.
Die Folge: Sinkende Passantenfrequenzen, was wiederum den Umsatz der verbleibenden Läden schmälert. So wurde 2024 in vielen Einkaufsstraßen noch immer nicht das Niveau vor der Coronapandemie erreicht. Beispielsweise verzeichnete die Hohe Straße in Köln ein Minus von zehn Prozent, während die Neuhauser Straße in München einen Rückgang von acht Prozent erlebte.
Best Practices: Erfolgsmodelle zur Belebung der Innenstädte
Einige Städte haben jedoch gezeigt, wie Innenstadtverödung aufgehalten werden kann. Ein Vorbild ist die Ehrenstraße in Köln, die seit Mai 2022 autofrei ist. Besucher können hier flanieren und von einem attraktiven Mix aus Trendmarken, lokalen Traditionsgeschäften und Gastronomie profitieren.
Zwischen Mai 2023 und März 2024 wurden dort fast 7,5 Millionen Passanten gezählt – ein Anstieg von 34 Prozent im Vergleich zur gleichen Periode vor der Pandemie. Pop-up-Stores, die nur für kurze Zeiträume geöffnet sind, sorgen zusätzlich für Abwechslung und locken Kunden durch ein wechselndes Angebot.
Handlungsempfehlungen für kleinere Städte
Während autofreie Zonen in Großstädten mit gutem Nahverkehrsnetz erfolgreich sein können, sind sie nicht immer die richtige Maßnahme für kleinere Kommunen. Hier sind alternative Konzepte gefragt, um Kunden anzulocken.
Experten empfehlen Veranstaltungen wie Märkte, Kultur-Events oder Stadtfeste, die Menschen in die Innenstadt ziehen. Darüber hinaus müssen Händler kreative Ansätze finden, um Passanten in ihre Geschäfte zu locken und die gestiegene Frequenz in Umsatz umzuwandeln.
Digitale Lösungen: Wie Städte Leerstände effizient managen können
Innovative digitale Plattformen wie LeAn (kurz für „Leerstand und Ansiedlung“) bieten Städten effektive Werkzeuge, um Leerstände zu reduzieren. Ähnlich wie bei einer Dating-App können Städte und potenzielle Ladenbetreiber über die Plattform passende Flächen und Konzepte finden.
Das Tool, das seit 2022 von mittlerweile 50 Kommunen genutzt wird, bietet Einblicke in Verkaufsflächengrößen, Eigentumsverhältnisse und geplante Veränderungen. Damit können Städte Leerstand frühzeitig erkennen und aktiv entgegenwirken.
Fazit: Herausforderungen und Chancen im Immobilienmarkt und Einzelhandel
Das vierte Quartal 2024 zeigt, dass der deutsche Wohnungsmarkt und die Innenstädte vor großen Herausforderungen stehen. Während steigende Nachfrage und Mietpreise den Immobilienmarkt dominieren, bleibt die Belebung der Innenstädte eine komplexe Aufgabe. Erfolgsmodelle wie die Ehrenstraße in Köln und innovative Plattformen wie LeAn könnten jedoch als Vorbild für andere Regionen dienen.